Überarbeitung einer alten Roco 44

Ich muss ungefähr 14 gewesen sein als ich mir Mitte der 1990ziger Jahre eine Roco 44 gekauft habe. Den Scheibenvorläufer habe ich damals schon gegen eine Speichenradsatz getauscht. Die E-Verteiler am Umlauf habe ich gelb abgesetzt und irgendwann auch die Loklaternen weiß ausgelegt. So lief die Lok viele Kilometer auf verschiedenen Anlagen (die sie alle überlebt hat), auf Modellbahnausstellungen in Bad Doberan, Bad Schwartau, Hamburg, Lübeck und natürlich auch auf der obligatorischem Teppichbahn.

Mit der Verbreitung der Digitaltechnik schrumpfte Ihr Einsatzgebiet. Zusätzlich machten sich die vielen Einsatzstunden bemerktbar. Die Beschichtung der Radsätze war abgefahren, die Stromaufnahme schlecht, die Haftreifen zerbröselt und Radsatzlager sowie Zahnräder verdreckt.

Die Lok fristet fortan ein Dasein in der hintersten Schrankecke. Bis neulich – ein Schnäpchen bei Ebay brachte mir eine moderne Roco 01 ein. Der Kohlekasten des neuen Tenders sieht deutlich besser aus als der Alte. Mit ein paar Handgriffen passt er auch auf den alten Kohletender der 44 – und er ist als Ersatzteil erschwinglich. Ruckzuck war ein Kohlekasten bestellt, mit Echtkohle beladen und auf dem Tender verbaut. Der alte Tender hat durch den kleine Umbau schon deutlich gewonnen. Fahren konnte die Lok damit natürlich immer noch nicht. Wenn man den Tender jetzt aber schon in der Hand hat…. .

Vorbild Tender

Das Vorbild: Ein Tender 2’2′ t34, gut zu erkennen ist der Kohleaufsatz mit zusätzlichen Griffstangen.

Vorbild Tender

Auf der Rückwand erkennt man die Anordnung des Lokschildes und die Betätigung der Wasserkastendeckel.

 

Mich hat immer schon die Position des Lokschilds am Tender gestört. Diese Anordnung ist sicherlich nicht vorbildfrei, jedoch auch nicht typisch. Das Problem ist die Ausführung des dritten Spitzenlichts. Tauscht man das dritte Spitzenlicht am Tender gegen ein freistehendes von Weinert kann man das Lokschild nach oben verschieben. Selbstverständlich tauscht man denn auch die unteren Loklaternen und beleuchtet alle Laternen mit LEDs. Wenn man schon die Tenderrückwand bearbeitet kann man auch gleich die Leitern gegen die neuen feineren Leitern tauschen und die Betätigungen für die Wasserkastendeckel nachbilden. Dafür habe ich einfach dünnen Messingdraht rechtwinklig gebogen, zugeschnitten und mit zwei Tropfen Klebstoff am Wasserkastendeckel befestigt. Die nach untengehende Handstange wurde danach einfach angelötet. Mit einer kleinen Optimierung der Lok-Tender-Tür und neuen Tenderaufstiegen zum Führerhaus war das Äußere des Tenders wieder auf dem Stand.

Rückseite des umgebauten Tenders

Freistehende Loklaternen, neue Tenderleitern und Betätigungensstangen für die Wasserkastendeckel

Kohlekasten

Der neue Kohlekasten wurde mit echter Kohle befüllt.

 

Für die anstehende Digitalisierung musste der Tender potientialfrei gemacht werden. Meine Bemühungen mittels Klebeband und Papier Motor und Rahmen gegeneinander zu isolieren blieben alle erfolglos. Letztlich habe ich die kritischen stellen mit Sekundenkleber bestrichen und diesen durchtrocknen lassen. Den Motor habe ich erst danach wieder eingesetzt. Auf den ebenen Seitenflächen habe ich die Isolierung mittels Klebeband beibehalten. Motor und LED-Beleuchtung wurden verkabelt. Die Kabel zwischen Tendertür und Kohlekasten aus dem Tender geführt. Die orginal Steckkupplung bleibt ebenfalls stromführend und verbindet die fortan die Radstromkontakte von Lok und Tender.

Rechte Lokseite

Die rechte Lokseite mit neuen Radsätzen und neuem Gestänge.

Linke Lokseite

Zusätzlich wurde der Aufstieg zwischen Lok und Tender umgebaut. Für den Umbau wurden Aufstieg von Weinert verwendet. Die Aufstiege neuer Schlepptenderlokomotiven von Roco eignen sich aber auch.

 

Jetzt hatte die Lok eine ausgesprochen schönen und modernisierten Tender. Schade dass die Lok damit noch gar nichts anfangen kann.

Kurz eine Plan geschmiedet – Radsätze neu, Lampen ebenfalls auf LED umbauen, Dekoder im Kessel verstauen, Triebwerksbeleuchtung und vielleicht auch Sound….

Die orginalen Kunststoffradsätze sind nicht besonders hübsch. Weinert Radsätze sind sehr teuer. Die Radsätze der aktuellen 44 sind ein sehr guter Kompromiss. Vorallem weil diese genauso teuer sind wie die alten Kunststoffräder. Nach einigem Überlegen – bekomme ich die alten Treib- und Kuppelstangen und die Steuerung an die neuen Radsätze? – habe ich es gewagt. Das Einsetzen der Radsätze ist, nach dem Entfernen der Gleitlagerbuchsen und Zahnräder, problemlos möglich. Am Vorläufer sollte die schwarze „Gleitlagerbuchse“ nicht entfernt werden…  – sie hält die beiden isolierten Radsatzhälfte zusammen.

Jetzt sah die Lok schon wieder ganz ansprechend aus. Das blanke Gestänge stört aber tatsächlich den optischen Gesamteindruck. Kurzer Hand habe ich die Treib- und Kuppelstangen und Steuerung doch noch gegen brunierte Teile aus der Bastelkiste getauscht.

Blockstelle Kaschen

An der Blockstelle Kaschen

Vor dem haltzeigenden Blocksignal

  Im Kessel fand der Dekoder (ESU Loksound) und der Lautsprecher seinen Platz. Für die elektische Verbindung (Motor und Signalbeleuchtung Tender) zwischen Lok und Tender wurde eine zusätzlich Steckverbindung erforderlich.

Die Farbgebung der Lok wurde ausgebessert. Typische Fehler der Lok (z.B. die schwarzen Pufferhülsen) wurden behoben und die alles mit Klarlack (seidenmatt) versiegelt. Der Dekoder wurde noch mit dem passenden Sound-Projekt bespielt.

Die Lok, und ihr Klang, braucht sich nicht hinter aktuellen Modell verstecken. Der alten „Allradantrieb“ im Tender, mit großer (!) Schwungmasse verleiht der Lok sehr gute Fahreigenschaften. Neuer Modelle der BR 44 erreichen diese Qualität nicht immer. Die Zugkraft ist ausreichend und die grundsätzlichen Vorbehalte, eine Schlepptenderlok vom Tender schieben zu lassen teile ich nicht.

 

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